Speech delivered at the conference “Challenging Capitalist Modernity II: Dissecting Capitalist Modernity–Building Democratic Confederalism”, 3–5 April 2015, Hamburg. Texts of the conference are published at http://networkaq.net/2015/speeches


Arno-Jermaine Laffin studied Political Science and Law in Marburg and Hanover. As a member of the Association of Students from Kurdistan (YXK) he has been active in the Kurdish freedom movement for many years.

Internationalismus – Weiterentwicklung eines Konzepts (YXK)

Dieser Redebeitrag „Internationalismus - Weiterentwicklung eines Konzepts“ ist kollektiv entstanden. Er gibt den Diskurs wieder, den wir als YXK derzeit in unseren eigenen Strukturen führen. Auch wir als Studierende ringen gerade um eine zeitgenössische Interpretation und vor allem Praxis des Internationalismus.


Der Begriff des Internationalismus geht auf die ArbeiterInnenbewegung des ausgehenden 19. Jahrhunderts zurück. Seit der Forderung „Proletarier aller Länder, vereinigt euch!“ nach einem proletarischen Internationalismus haben sich die Konzepte von Internationalismus stetig entwickelt. Der Internationalismus in Form eines Antimilitarismus gegen den 1. Weltkrieg, die 3. Internationale/ die KOMINTERN, die internationalen Brigaden des Spanischen Bürgerkriegs, später verschiedene antikoloniale Befreiungskämpfe im Trikont und die Solidarität mit ihnen sowie die 68er Revolte, dann die Konzepte der Stadtguerilla in den Metropolen, die Antiglobalisierungsbewegung gegen neokolonialistische und supranationale Regime sind alles Wegmarken, die wir nur nennen können. Heute haben wir nicht die Zeit, die verschiedenen Entwicklungen nachzuzeichnen. Daher möchten wir unser Augenmerk auf den Internationalismus der kurdischen Freiheitsbewegung und den aktuellen Diskurs um ihn legen.


Die ArbeiterInnenpartei Kurdistans PKK als ideologisches Zentrum der Freiheitsbewegung hat sich seit ihrem Bestehen als internationalistische Kraft verstanden. Dieses Selbstverständnis ist bereits in ihren drei politischen Wurzeln angelegt: der 68er Studierendenrevolte, der traditionellen, marxistisch-leninistisch geprägten türkischen Linken sowie der Inspiration durch die Nationalen Befreiungsbewegungen. Allein die Feststellung der 70er Jahre, Kurdistan sei eine Kolonie, lässt keinen anderen Schluss zu, als dass die kurdische Frage eine internationale und eine emanzipatorische kurdische Bewegung eine internationalistische sein müssen.

Bereits Anfang der 90er Jahre begann mit der Suche nach neuen Antworten auf die Herausforderungen gesellschaftlicher Befreiung ein Paradigmenwechsel innerhalb der Freiheitsbewegung. Die aus diesem Um- und Weiterdenken resultierende Ideologie

des Demokratischen Konföderalismus wird kontinuierlich entwickelt und konkretisiert. Nicht nur die Ideen und Schriften Öcalans geben dabei wichtige Impulse. Nicht nur dutzende Köpfe in Kandil denken dabei für die Bewegung. Hunderte, tausende Köpfe weltweit wälzen ähnliche Gedanken, diskutieren sie gemeinsam und messen sie wiederum an ihrer jeweiligen Praxis. Der Austausch mit anderen Bewegungen und AktivistInnen ist essentiell für diese Weiterentwicklung. Der Diskurs um Internationalismus sowie zeitgemäße Solidarität mit der Freiheitsbewegung hat durch den Paradigmenwechsel eine neue Grundlage erhalten. Die weltweite Solidarität mit dem Widerstand von Kobanê seit dem letzten Herbst zeigt, wie viel internationalistisches Potential in der Idedeologie des Demokratischen Konföderalismus und der Solidarität mit der Freiheitsbewegung steckt. Denn die Solidarität mit Kobanê galt nicht einer Stadt, die vor einem Jahr noch kaum jemand kannte, sondern einer Utopie, den Ideen, die heute in Rojava und Kurdistan diskutiert und umgesetzt werden - einer Vorstellung von der Demokratischen Moderne.


Über die Demokratische Moderne wurde bereits in Session 2 einiges gesagt, doch sollen ein paar Grundzüge erneut betont werden. Demokratische Moderne ist die Summe der demokratischen Widerstände gegen die derzeitige Verfasstheit von Herrschaft, also die Kapitalistische Moderne mit ihren drei Standbeinen Nationalstaat, Industrialismus und Kapitalismus über die wir in Session 1 ja bereits diskutiert haben. Als demokratisch wird dabei verstanden, dass sich Gesellschaft unabhängig von Staatsmacht und Herrschaft organisiert und selbst verwaltet. Das Subjekt der Demokratischen Moderne kann also nur Gesellschaft sein.

Der Begriff „Demokratische Moderne“ macht deutlich, dass sie ein zeitgemäßer Gegenentwurf zur Hegemonie der Kapitalistischen Moderne ist, der bereits heute in unzähligen Auseinandersetzungen durchgesetzt wird. Der Widerspruch zwischen Demokratie/Gesellschaft einerseits sowie Herrschaft/Staat andererseits drückt sich heute in der Konkurrenz zwischen Demokratischer und Kapitalistischer Moderne aus, ist also hochaktuell.


Eine aktive Durchsetzung der Demokratischen Moderne muss an der Organisierung ihrer Widerstände ansetzen. Sich und ihren eigenen Widerstand bezeichnet die PKK nicht umsonst als einen von vielen Widerstände der Demokratischen Moderne. Sie

hat vor zehn Jahren damit begonnen, ein eigenes System parallel zu den bestehenden Nationalstaaten aufzubauen. Die praktische Umsetzung der Demokratischen Moderne schlägt sich im Aufbau der Demokratischen Autonomie nieder.

Der Aufbau eigener autonomer Strukturen konzentriert sich vor allem auf kommunale Volksräte und eine politisch-dynamische Zivilgesellschaft. Ziel dieser Organisierung ist die Selbstermächtigung der Menschen und der Gesellschaft gegenüber dem Staat. Die Demokratische Autonomie sucht jedoch nicht die direkte Konfrontation mit dem Staat, sondern organisiert sich parallel zu ihm, sodass ihm allmählich der Einfluss über die Gesellschaft abgerungen wird. Am anschaulichsten ist dies in den letzten Jahren in Rojava zu beobachten.

Demokratische Autonomie und ihre weichen Beziehungen auf lokaler, regionaler und kontinentaler Ebene miteinander werden als Demokratischer Konföderalismus bezeichnet.


Ein strittiger Begriff, den Abdullah Öcalan in seinen Verteidigungsschriften aufgeworfen hat, ist der der „Demokratischen Nation“. Vor allem im Kontext der deutschen Vergangenheit sehr vorbelastet, ist der Begriff „Nation“ auch innerhalb der Freiheitsbewegung nicht unumstritten. Dazu schreibt Öcalan in seinen Gefängnisschriften selbstkritisch: „Für uns war die Nation eine Sache, die unbedingt einen Staat erfordert! Wenn die KurdInnen eine Nation seien, müssten sie unbedingt auch einen Staat haben! Nach einer intensiven Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Phänomenen und dem Begreifen, dass die Nation sich unter dem starken Einfluss des Kapitalismus entwickelt hat und insbesondere das Nationalstaatsmodell ein Eisenkäfig für die Gesellschaften ist, habe ich verstanden, dass die Begriffe Freiheit und Gesellschaftlichkeit wertvoller sind. Ein Kampf für die Nationalstaatlichkeit wäre ein Kampf für den Kapitalismus.“ Es liegt auf der Hand, dass Nationalstaatlichkeit zwangsläufig zum Ausschluss oder der Assimilation anderer Identitäten führt.

Die Demokratische Nation ist das gesellschaftliche Bewusstsein der Demokratischen Moderne. Sie stellt den Gegenentwurf zum Nationalismus der Kapitalistischen Moderne dar. Der Körper oder die politische Ausdrucksform der Demokratischen Nation ist die Demokratische Autonomie; die Mentalität des Nationalstaat hingegen ist der Nationalismus.

Demokratische Nation beschreibt die Vielfalt der Gesamtheit der Gesellschaften, ohne dass sie sich über einen Staat definieren müsste und beruht im Wesentlichen auf dem Willen und der Übereinkunft einer Gemeinschaft gemeinsam zu leben. Daher lebt die Demokratische Nation von einem gemeinsamen Bewusstsein und einer demokratischen Kultur. Die Unterschiede innerhalb der Gesellschaft werden einbezogen, ohne sie zu assimilieren oder zu negieren. Um eine Demokratische Nation zu bilden, sind keine gemeinsame Geschichte, Sprache oder Herkunft notwendig, sondern allein der Konsens über demokratische Prinzipien und ein gemeinsames Leben. Im Gegenteil werden die verschiedenen Identitäten der Demokratischen Nation betont, um ein demokratisches Miteinander zu gestalten und ganz bewusst die Hegemonie, das Gewaltmonopol und die Ausgrenzung einzelner Identitäten zu verhindern. Hingegen sollen die verschiedenen Identitäten über ihre Selbstorganisierung, ihre Selbstermächtigung Platz in der Demokratischen Nation finden. So können sie ihre kollektiven Rechte gemeinsam wahrnehmen und mit anderen Identitäten gemeinsame Kämpfe gegen Unterdrückung aufnehmen.


Es lässt sich festhalten, dass die Demokratische Moderne nur entfaltet werden kann, wenn sich die verschiedenen Identitäten selbstständig organisieren und daraus eine widerständige, fortschrittliche Organisierung entsteht. Die verschiedenen organisierten Identitäten vernetzen sich im Geiste der Demokratischen Nation und bauen ihre eigenen Strukturen auf. Dieses Verständnis von gesellschaftlicher Befreiung ist bereits darauf angelegt, die Grenzen der eigenen Identitäten zu verlassen und sich mit anderen Kämpfen zu vernetzen, zu organisieren, praktische Solidarität zu üben. Auf diese Weise ist der Demokratischen Nation eine internationalistische Grundhaltung immanent.

Ob überhaupt der Begriff „Internationalismus“ präzise genug ist, da es eben nicht nur um ein Verhältnis von Nationen zueinander gehen darf, wird auch in der kurdischen Freiheitsbewegung diskutiert. Vorschläge für eine andere Bezeichnung sind „Transnationalismus“, da über die Grenzen von Nationen hinweg gedacht wird, oder gar „Subnationalismus“, da die nationalen Grenzen ja nicht überwunden, sondern eher unterwandert werden, auch marginalisiertesten Identitäten ihre Legitimität zugestanden wird.

Solche terminologischen Feinheiten führen uns in der Sache wenig weiter. Ohnehin

muss diese abstrakte Ebene einer theoretischen Diskussion stets auf gemeinsame Praxis und Sprache herunter gebrochen werden. Ansonsten wird sie zum Objekt linker Theoriezirkel verkümmern oder als Spaltkeil in Bewegungen getrieben werden.


In diesem Punkt ist auf die Bedeutung von Akademien hinzuweisen. Neben den Kommunen, Räten und Kooperativen stellen diese einen weiteren zentralen Grundpfeiler des Demokratischen Konföderalismus bzw. der Demokratischen Moderne dar.

Trotz der offensichtlichen Krise der Kapitalistischen Moderne hält sich ihr System erstaunlich erfolgreich aufrecht. Das ist vor allem auf die Hegemonie der Kapitalistischen Moderne in den „Köpfen“ sowie den schwachen Widerstand der demokratischen Kräfte zurückzuführen. Neben den wirtschaftlichen Widersprüchen, der Vertiefung des Patriarchats und der Zerstörung der natürlichen Umwelt stellt die kapitalistische Moderne die Epoche dar, in der sich die mentale Okkupation auf einem historischen Höhepunkt befindet. Für die herrschende Klasse stellt die Vereinnahmung des Denkens und Fühlens des Individuums und der Gesellschaft sowie die Trennung von Vergangenheit und Gegenwart eine strategische Methode der Geiselnahme dar. Ein Individuum oder eine Gesellschaft, die ihrem Geschichtsbewusstsein beraubt wurden, sind leicht auszubeuten. Wenn die Vergangenheit der Gegenwart nichts mehr zu sagen hat, kann die Geschichte dabei nicht stören. Das System löscht unser Gedächtnis - vor allem unser kollektives - und zwingt uns so, Geschichte zu wiederholen statt Geschichte zu machen. Dies gilt insbesondere für uns Kämpfende in den europäischen Metropolen. Denn hier liegen die ideologischen Wurzeln von Kapitalismus und Nationalstaat und hier wurden sie am tiefsten verinnerlicht.

Ein Schritt, die mentale Hegemonie der Kapitalistischen Moderne zu brechen, stellt der systematische Aufbau von Akademien dar. Ohne Akademien wird sich die Demokratische Moderne nicht entfalten können. Akademien können entscheidend zur mentalen Revolution und der Bewusstseinswerdung der Gesellschaft beitragen. Sie sind Zentren des Widerstands gegen die ideologischen Attacken auf die Gesellschaft. Die Akademien als grundlegende Institutionen der Demokratischen Moderne befreien die Gesellschaft vom herrschenden Macht-Wissen-Komplex und entdecken das von der Gesellschaft geraubte Wissen wieder. Im globalisierten

Zeitalter müssen eben auch Akademien internationalistisch ausgerichtet sein. Eine globale Vernetzung ist notwendig, ein gemeinsames Lernen unersetzbar.


Für ein radikales Umdenken und den Aufbau von Akademien kann die Jugend eine Vorreiterrolle einnehmen.

Jugend ist nicht nur eine soziale Realität; ein bestimmtes Alter, an das gewisse gesellschaftliche Erwartungen geknüpft sind, ein Stadium der körperlichen und geistigen Entwicklung eines Individuums oder eine bestimmte ökonomische und soziale Situation. Jugend ist vielmehr eine politische Kategorie an der sich Herrschaft ausrichtet: die „Gerontokratie“, also die Herrschaft der Alten über die Jugend. Jugend äußert sich vor allem durch die mentale Haltung, offen zu sein für neue Entwicklungen; ist also nicht abhängig von den Lebensjahren.

Die Jugend – als politisches Subjekt – gibt sich nie mit dem Existierenden zufrieden, sondern hinterfragt. Sie will immer etwas Neues, nämlich etwas Besseres. Sie ist noch nicht dermaßen abgestumpft, dass sie gelernt hat, Fehler – vor allem die eigenen – hinzunehmen, sondern sucht immer nach Antworten auf bestehende Fragen und Probleme. Dabei orientiert sich die Jugend immer an einem ganz menschlichen Verlangen nach Freiheit und Gerechtigkeit. Selbst Kinder, die ihre Gedanken und Gefühle noch nicht artikulieren können, haben sehr wohl ein Verständnis von Freiheit und Gerechtigkeit; vor allem, wenn sie merken, in ihrer Freiheit und in ihrem Recht eingeschränkt zu werden. Dieses Streben nach Freiheit und Gerechtigkeit treibt die Jugend an, Wahrheiten und Lösungen zu finden. Das macht sie aus, das macht sie stark und das macht sie gefährlich. Die Stärke und Verwegenheit der Jugend müssen ganz bewusst in die Diskussionen und Arbeiten einer Linken fließen, nur so kann diese dynamisch und fortschrittlich bleiben.

Ein Zitat Hüseyin Çelebis aus dem Jahr 1990 ist heute noch hochaktuell: „Wir müssen die großen Chancen, die diese Situation mit sich bringt, nutzen. Wir müssen unsere eigenen Modelle, unsere eigenen Vorstellungen versuchen durchzusetzen und zu realisieren. Wir müssen die große Chance, neue Perspektiven mitentwickeln zu können, nutzen. Wir müssen die neue Perspektive selbst sein, anstatt immer nur andere Perspektiven darzustellen.“

Anfang der 90er sprach Hüseyin vor allem vor dem Zusammenbruch des Realsozialismus, doch ist die Suche nach der Gestaltung der Demokratischen

Moderne heute unvermindert aktuell.

Auf dieser Suche steht die Jugend grundsätzlich an der Seite der Frau. Beide werden vom Patriarchat unterdrückt. Das Patriarchat hat sich schließlich sogar der Jugend bedient, um die Frau zu unterdrücken. Dieser Instrumentalisierung muss die Jugend eine Absage erteilen und stattdessen konsequent mit dem Patriarchat brechen. Junge Männer müssen die für sie vorgesehenen Privilegien zurückweisen und ihr Bewusstsein derart entwickeln, dass sie das Patriarchat nicht länger reproduzieren und sich vom Herrschaftsdenken befreien. Sie müssen den Mann in sich töten! Denn die patriarchale Denklogik zielt auf die Spaltung der Jugend und hemmt das revolutionäre Potential.

Die junge Frau wird mit noch umfangreicherer Unterdrückung konfrontiert, muss sie doch gleichzeitig sowohl Patriarchat und Gerontokratie der Gesellschaft als auch das Patriarchat in der Jugend selbst bekämpfen. Über diese Kämpfe kann sie allerdings auch eine noch wichtigere Rolle spielen: zum einen kann sie das Bindeglied zwischen den verschiedenen Kämpfen, die sie mit den jugendlichen Genossen und den älteren Genossinnen gemeinsam führt, werden, zum anderen kann ihr Bruch mit der Herrschaft ein noch radikalerer werden, ist sie durch ihre mehrfache Unterdrückung doch am weitesten von ihr ausgeschlossen.

Die Jugend und die Frauen können entscheidende Brücken zwischen Bewegungen und Kämpfen aufbauen. Verbindet sie doch der gleiche Kampf über die Unterschiede von Bewegungen hinweg. Sie können die neuen Avantgarden der gesellschaftlichen Widerstände sein.


Es bleibt festzuhalten: eine selbstständige Organisierung der verschiedenen gesellschaftlichen Identitäten ist die Voraussetzung für eine Selbstermächtigung. Eigene Methoden wie der Aufbau von Akademien sind dabei notwendig.

So können sich widerständige Gruppen vernetzen, sich gegenseitig und darüber sich selbst nocheinmal kennenlernen. Die Entdeckung gemeinsamer Kämpfe muss in gemeinsamen Aktionen münden, um Auswirkungen entfalten zu können. Schon heute werden die Grundlagen für eine gemeinsame Organisierung geschaffen. Der internationalistische Charakter dieses bereits stattfindenden Aufbaus muss noch gestärkt werden, um den Weg zur Demokratischen Moderne gemeinsam gehen zu können.

Dabei stellt Rojava definitiv einen entscheidenden Bezugspunkt dar. Die YXK hat zu den Blockupy-Protesten Mitte März in Frankfurt ein Transparent mit der Aufschrift „'cause there is an alternative – Solidarity with Rojava!“ getragen. Rojava beweist, dass es eine Alternative zur Kapitalistischen Moderne geben kann. Der Kobanê-Widerstand hat erneut bewiesen, dass nichtstaatliche AkteurInnen in der Lage sind, sich gegen die für sie vorgesehenen Niederlagen erfolgreich zu wehren. Der Aufstand der Zapatistas von 1994 war ein Hoffnungsschimmer für Linke auf der ganzen Welt und eine Bestätigung des Internationalismus. Rojava kann die internationalistische Linke erneut aus ihrer Lethargie befreien, wenn wir uns ernsthaft darauf einlassen und uns selbst in der Revolution Rojavas wiederfinden.

Die ideologischen Entwicklungen und praktischen Fortschritte der kurdischen Freiheitsbewegung finden weltweit Beachtung. Das zeigt uns diese Konferenz. Sie werden aber nur erfolgreich bleiben können, wenn sich die Kräfte der Demokratischen Moderne weiterhin vernetzen und der gemeinsame Widerstand zu einem tatsächlich internationalistischen wird. Erfolgreiche Ansätze im Umfeld der Freiheitsbewegung sehen wir etwa in Rojava oder im HDP-Projekt in der Türkei. Andere Ansätze sind nach wie vor die Bewegung der Sozialforen oder neuere Schritte wie der europäische Blockupy-Zusammenhang. In Zukunft werden sich diese Ansätze bewusster vernetzen müssen, um Schnittstellen der Demokratischen Moderne zu werden. So haben sie die reelle Chance, einen Prozess der demokratischen Befreiung und des Aufbaus eines freien Lebens zu gestalten.

Lasst uns diese Konferenz nutzen, um einen weiteren kleinen, aber wichtigen gemeinsame Schritt in die Richtung der Demokratischen Moderne zu gehen.